DIE ZEIT: Medienpraktika im Ausland mit der IMH
14. November 2015Elliniki Gnomi ab sofort an allen großen Kiosken
19. Juli 2016Von den über 2.000 deutschsprachigen Publikationen ausserhalb des deutschen Sprachraums richten sich mehr als 180 hauptsächlich an deutsche, österreichische und schweizerische Urlauber, wie die Internationale Medienhilfe (IMH) in einer Untersuchung ermittelt hat.
Deutsche, Österreicher und Schweizer sind Urlaubsweltmeister. Überall, wo sie Ferien machen und Geld ausgeben, steht auch ihre Sprache hoch im Kurs. Es gibt dort für angehende Hotelangestellte Deutschkurse oder deutschsprachige Tourismus-Studiengänge und für die Feriengäste spezielle Zeitungen oder Zeitschriften auf Deutsch. Von den über 2’000 deutschsprachigen Publikationen ausserhalb des deutschen Sprachraums richten sich mehr als 180 hauptsächlich an deutsche, österreichische und schweizerische Urlauber. Hinzu kommen noch etwa 35 Radioprogramme und zwei kleinere Fernsehangebote für Reisende. Neben diesen Spezialmedien existieren natürlich noch viele weitere in deutscher Sprache, die eher allgemein berichten, aber gelegentlich auch Beiträge und Rubriken für Touristen anbieten.
Björn Akstinat, Leiter der IMH: «Die meisten Urlaubermedien, nämlich rund 100 Publikationen und Rundfunkprogramme, gibt es verständlicherweise in Spanien. Danach folgen mit weitem Abstand die Tschechische Republik, Polen, Thailand, Italien, Portugal, die Vereinigten Staaten und die Türkei. Aber auch Länder wie Costa Rica, Island, Namibia und Zypern bieten deutschsprachige Touristenmedien. Sogar in Tunesien wird eine tägliche Radiosendung extra für Gäste aus dem Norden ausgestrahlt.»
Die bekanntesten Auslandszeitungen sind zweifellos das 1971 gegründete Mallorca-Magazin und die im Jahr 2000 entstandene Mallorca-Zeitung. Sie können sich beide schon sehr lange am Markt halten, da hinter ihnen spanische Grossverleger als Herausgeber stehen. Gelesen werden sie von Kurzzeit-Touristen und «Dauerurlaubern», die bereits fest auf Mallorca gemeldet sind. Mittlerweile wohnen auf der Insel rund 30’000 Deutschsprachige dauerhaft. Einige davon wurden schon dort geboren. So entsteht langsam aber sicher eine neue Minderheit aus Deutschen, Schweizern und Österreichern im Mittelmeer mit eigener Kultur und Infrastruktur.
Die meisten Medien werden von einheimischen oder deutschstämmigen Chefredakteuren geleitet. Aber auch Schweizer haben den Schritt in die ausländische Selbstständigkeit gewagt. Dazu gehören Joe Schacher vom Kanaren-Express auf Teneriffa und Martin Rüegsegger vom thailändischen Magazin Der Farang. Rüegseggers Zeitschrift hat unter seiner Führung eine beachtliche Auflage von rund 7’000 Exemplaren erreicht.
Florida war in den 90er Jahren Gründungsort von rund zehn neuen deutschsprachigen Urlauberpublikationen. Davon hat bis heute nur die Zeitschrift „Florida Sun“ überlebt, die man auch an Kiosken in Europa kaufen kann. Konkurrenzlos ist sie jedoch nicht, denn vor kurzem wurde wieder eine neue Zeitung auf Deutsch gestartet: The SunState Post.
Neu ist ebenfalls das Magazin Schottland aus Edinburgh. Gründerin ist Nicola de Paoli, eine frühere Mitarbeiterin der Financial Times Deutschland, die es aus familiären Gründen in die Hauptstadt der «abtrünnigen» Region Grossbritanniens verschlagen hat. Ihre Zeitschrift ist die erste bedeutende gedruckte Informationsquelle und Orientierungshilfe für Schottland-Reisende. In der Sommerausgabe finden sich ein Bericht über die «Harry-Potter»-Eisenbahn in den Highlands, Tipps rund ums Auswandern und eine reich bebilderte Geschichte zu alten Schmuggler-Pfaden durch die Whisky-Region Speyside.
Die am weitesten entfernte Touristikpublikation ist die Zeitung Neuseeland News am anderen Ende der Welt. Sie wird seit fast 20 Jahren von Gerhard Uster veröffentlicht und ist das wichtigste Nachrichten- und Werbemedium des Kiwilandes in deutscher Sprache. Uster erklärt: «Neuseeland wird als Reiseziel immer beliebter und Schweizer können sich über unsere Zeitung und unser Internetportal natürlich viel leichter und schneller informieren als über fremdsprachige Medien.»
Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkprogramme, die sich vornehmlich an Touristen wenden, sind die am meisten boomende Sparte der deutschsprachigen Medienszene im Ausland. Die Zahl der Urlaubermedien nimmt ständig zu. Auch wenn einige eingehen, steigt die Gesamtmenge durch zahlreiche Neugründungen. Wer wissen will, welche Publikation oder welches Rundfunkprogramm in der Nähe seines Urlaubsortes erscheint bzw. ausgestrahlt wird, erhält unter info@deutschsprachig.de kostenlos rund um die Uhr Auskunft.
Die Arbeitsgemeinschaft Internationale Medienhilfe (IMH) ist die Vereinigung der deutschsprachigen Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehprogramme im Ausland. Seit über 20 Jahren berät sie Medienmacher, unterstützt Neugründungen von Medien und vermittelt Schweizer Studenten als Praktikanten zu ihren Mitgliedsmedien. Das von der IMH ins Leben gerufene Praktikantenvermittlungsprogramm ist mittlerweile das grösste im Medienbereich.
aus: Werbewoche – Schweizer Fachmagazin für Werbung, Medien und Marketing, 12. August 2015